Worum geht es in diesem Artikel?
Dieser Artikel thematisiert die Bewertung von Maschinen und Anlagen im Maschinenbau und weist darauf hin, dass übliche Bewertungsmethoden oft nur bei standardisierten Serienmaschinen zu realistischen Ergebnissen führen.
Bewertung langlebiger Maschinen
Die üblichen Bewertungsmethoden führen insbesondere bei der Bewertung einer größeren Anzahl von gebräuchlichen Serienmaschinen mit einer guten Angebots- und Nachfrage sowie gewöhnlichem Alter und Zustand zu realitätsnahen Ergebnissen. Durch diese ‑ teilweise automatisierbaren ‑ Methoden kann der Bewertungsaufwand deutlich reduziert werden.
Insbesondere bei teuren langlebigen Einzel- und Sondermaschinen und ‑anlagen führen diese Bewertungsmethoden regelmäßig zu absurden Ergebnissen. Bei der Bewertung dieser Maschinen ist ein höherer Aufwand und ein anderes Vorgehen nicht nur gerechtfertigt, sondern auch zwingend erforderlich. Der Neuwert darf hier nicht über eine (mittlere) Teuerungsrate einer bestimmten Maschinengruppe auf Grundlage des historischen Anschaffungswertes berechnet werden. Es muss festgestellt werden, was zum Bewertungsstichtag eine fabrikneue Maschine/Anlage die die Aufgabe der zu bewertenden Maschine/Anlage erfüllt, kosten würde. Durch technische Weiterentwicklung kann z.B. ein Flaschenfüller mit einer geringeren Anzahl an Füllventilen dieselbe Abfüllleistung, wie die zu bewertende Maschine liefern. Durch Optimierungen in der Konstruktion und der Fertigung kann der Preis der individuell betrachteten Maschine/Anlage geringer sein als der historische Anschaffungspreis. Durch mathematische Abwertungsmethoden (meist wird die arithmetisch degressive Abwertung angewendet) einen Zeitwert (besser „reelen Wert“) zu ermitteln, führt regelmäßig zu unrealistischen Ergebnissen, da der Bewerter den Restwert (besser „verbleibender Wert“), die angenommene Nutzungsdauer und der Bewertungsstichtag festlegt und diese das Ergebnis entscheidend bestimmen.
Wenn man auf Grundlage des ermittelten Neuwertes einen fiktiven Neuwert und eine wirtschaftliche und davon getrennt die technische Abnutzung ermittelt und die gefundenen Werte durch geeignete Methoden verifiziert, kommt man zu realistischen Ergebnissen.
Zunächst vergleicht man die leistungsmäßig vergleichbare Neumaschine mit der zu bewertenden Maschine. Man fragt sich, warum würde man zum Bewertungsstichtag die vorhandene oder die neu kaufbare Maschine erwerben, wenn beide fabrikneu verfügbar wären und bewertet kostenmäßig die Unterschiede. Da es in der Regel nicht die zu bewertende alte Maschine fabrikneu zu kaufen gibt, errechnet man hierfür einen fiktiven Neuwert.
Die wirtschaftliche Abnutzung drückt aus, was eine alte Maschine wirtschaftlich von der Neueren (vergleichbaren!) unterscheidet, wenn beide im identischen fabrikneuen Zustand vorhanden wären. Wenn z.B. der neue Flaschenfüller weniger Füllventile benötigt, sind möglicherweise der Ersatzteilbedarf, Kosten für Umrüstteile, sowie der Aufwand für Reinigung und Sterilisation oder auch Produktverluste beim Produktwechsel geringer; Garantie/Gewährleistungsansprüche sind bei der alten Maschine nicht mehr vorhanden, die Ersatzteilversorgung ist evtl. nur noch für einen geringeren Zeitraum garantiert, der Support für Firmware/Betriebssysteme könnte früher beendet werden, durch geänderte gesetzliche Bestimmungen könnte die Betriebserlaubnis eingeschränkt sein etc..
Die technische Abnutzung wird konkret bestimmt, d.h. im Wesentlichen: Wieviel kostet es den fabrikneuen Zustand herzustellen und wie ist die Restnutzungsdauer der dafür auszutauschenden Bauteile.
Der Restwert oder verbleibende Wert ist der Wert, der nicht mehr vom Alter beeinflusst wird. Nur wenn eine Maschine nicht mehr produktiv eingesetzt werden kann, ist es der Verwertungswert. Solange eine Maschine produktiv eingesetzt wird oder werden könnte, hat sie in der Regel noch einen erheblichen Wert.
Der ermittelte Zeitwert (=der reelle Wert) muss durch geeignete Methoden verifiziert werden. Z.B. ist es wichtig, welchen Deckungsbeitrag die Maschine erwirtschaftet bzw. welchen produktiven Wert sie (innerhalb einer Produktionsanlage) besitzt. Indikatoren zum Wert einer Maschine können auch sein, wieviel der Betreiber jährlich für die Wartung und Instandhaltung ausgibt oder der Wert von bevorrateten Ersatzteilen.
Für welchen Preis würde ein vernünftig denkender Mensch seine Maschine in Zahlung geben, um eine funktional gleiche, fabrikneue Maschine als Ersatz zu bekommen?
Der Satz des Viëta wird zur Überprüfung des Ergebnisses einer quadratischen Gleichung eingesetzt. Wer in der Lage ist nonverbal zu denken, wird mit dem Satz des Viëta quadratische Gleichungen überraschend schnell und korrekt lösen können. Bei der Bewertung teurer, umfangreicher, langlebiger Maschinen und Anlagen kann man auch sämtliche Fakten und die verschiedenen Verifizierungsansätze von allen Seiten beleuchten, um dann diese als Ganzes (nonverbal) zu betrachten und sehr schnell zu einem korrekten Ergebnis zusammenzufassen. Künstliche Intelligenz oder eine feststehende Systematik unter der Verwendung von Faktoren wird verschiedene nicht zusammenpassende Einzelergebnisse produzieren; wenn aus diesen Einzelergebnissen das arithmetische Mittel gebildet wird, führt dies zwangsläufig zu einem Ergebnis, wie wenn man versucht aus fünf vollkommen unterschiedlichen Puzzlebildern ein sinnvolles Bild zusammenzusetzen.
Zusammenfassung
Übliche Bewertungsmethoden sind für standardisierte Serienmaschinen geeignet, da sie durch Automatisierung Aufwand sparen und realistische Werte liefern. Bei teuren, langlebigen Einzel- und Sondermaschinen führen diese Methoden jedoch oft zu unrealistischen Ergebnissen, da die Besonderheiten solcher Maschinen und deren Neuwert nicht adäquat erfasst werden. Eine präzise Bewertung erfordert hier die Berücksichtigung technischer Weiterentwicklungen und den Vergleich mit hypothetisch neuen Maschinen, um wirtschaftliche und technische Abnutzung getrennt zu bewerten. Ein festes System oder mathematische Durchschnittswerte genügen dabei nicht, da sie die Komplexität solcher Maschinen nicht abbilden können.
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