15. TES-Tagung (3. April 2025)

Die 15. TES-Tagung fand am 2./3. April 2025 in Fulda statt.

Inhaltsverzeichnis

15. TES-Tagung

15. TES-Tagung

Rückblick auf die 15. TES-Tagung am 3. April 2025 in Fulda

Am 3. April 2025 fand die 15. TES-Tagung in Fulda statt – ein etabliertes Forum für Sachverständige und Experten aus dem Maschinenbau sowie angrenzenden technischen Disziplinen. Veranstaltungsort war erneut das traditionsreiche Altstadthotel, das mit seinem historischen Flair den passenden Rahmen für fachlichen Austausch auf höchstem Niveau bot.

Den Auftakt bildete wie gewohnt das informelle Vorabendtreffen in einem nahegelegenen Restaurant. In entspannter Atmosphäre kam es zu ersten fachlichen Gesprächen und einem regen Austausch zwischen langjährigen Wegbegleitern und neuen Teilnehmern. Die Diskussionsfreude war hoch – ein erstes Indiz für die Qualität und Relevanz der diesjährigen Themen.

Am Donnerstagmorgen startete das offizielle Programm pünktlich um 9:00 Uhr. Die Vortragsthemen reichten von innovativen technischen Entwicklungen über praxisnahe Problemlösungen bis hin zu interdisziplinären Fragestellungen. Schon früh zeichnete sich ab: Die Diskussionen würden den Zeitplan sprengen. In intensiven Debatten wurden Detailfragen vertieft, Perspektiven verglichen und Ansätze kritisch hinterfragt. Die Dynamik im Plenum spiegelte die hohe fachliche Kompetenz und das Engagement der Teilnehmenden wider.

Erstmals war auch ein Vertreter aus der Industrie unter den Teilnehmenden – ein deutliches Zeichen für die wachsende Relevanz und Reichweite der 15. TES-Tagung über den Kreis der Sachverständigen hinaus.

„Kupplungs- und Getriebebau“

Dr.-Ing. Gunnar Gödecke gab mitreißend und pointiert einen Einblick in sein Spezialgebiet: Kupplungs- und Getriebebau – das unsichtbare Herz vieler Maschinen. Er zeigte auf, wie komplex die Herausforderungen sind. Seine klaren Analysen und Praxisbeispiele machten deutlich, dass hier Präzision, Erfahrung und Ingenieurskunst aufeinandertreffen.

„Biofilm und Fouling in technischen Anlagen“

Mit spürbarer Leidenschaft und wissenschaftlicher Präzision entführte Dr. Adriana Tamachkiarow die Zuhörer in die unsichtbare, aber hochrelevante Welt der Biofilme. In ihrem Vortrag „Biofilm und Fouling in technischen Anlagen“ zeigte sie eindrucksvoll, wie sich mikrobielle Beläge in Maschinen und Anlagen bilden, festsetzen – und im schlimmsten Fall ganze Prozesse lahmlegen können. Besonders aufhorchen ließ ein Beispiel aus einer Brauerei. Die Überraschung im Publikum war spürbar – kaum jemand hatte mit solch tiefgreifenden Auswirkungen durch mikrobielles Wachstum in hochautomatisierten Anlagen gerechnet.

„Baumaschinen, Krane und deren Bewertung“

Erstmals bei einer TES-Tagung dabei – und gleich ein toller Auftritt: Dipl.-Ing. (FH) Stephan Wimmers fesselte die Teilnehmer mit seinem Vortrag „Baumaschinen, Krane und deren Bewertung“. Mit fundiertem Fachwissen und anschaulichen Praxisbeispielen eröffnete er Einblicke in ein Spezialgebiet, das technisches Know-how und präzise Beurteilungskompetenz gleichermaßen erfordert. Besonderes Staunen riefen mehrere reale Schadensfälle hervor, darunter spektakuläre Kranversagen. Der Vortrag bot spannende Einblicke in die Welt schwerer Maschinen, in der jeder Fehler gravierende Folgen haben kann.

Kalinowski TES Sachverständige

„Darf Glas brechen? Können Kunststoffflaschen bersten?“

Dipl.-Braumeister Raimund Kalinowski entführte die Zuhörer in eine Welt, die vielen vertraut scheint – und doch voller unbekannter Herausforderungen steckt: die Getränkeindustrie. In seinem kurzweiligen Vortrag deckte er reale, oft unterschätzte Probleme auf, mit denen Brauereien und Abfüller täglich konfrontiert sind. Besonders überraschend war das Thema Haltbarkeit von Glas- und Plastikflaschen. Ein scheinbar makelloses Behältnis kann unter bestimmten Bedingungen zur Schwachstelle werden – mit Folgen für Qualität, Hygiene und Sicherheit. Die Zuhörer hörten gebannt zu – und staunten nicht schlecht: Kaum jemand hatte je darüber nachgedacht, dass Flaschen, die wir täglich ganz selbstverständlich nutzen, so anfällig und technisch anspruchsvoll sein können.

„Schweißtechnik: Auswahl der Bewertungsgruppen“

Dr.-Ing. Django Baunack referierte über die Bewertung von Schweißnahtqualitäten und die Herausforderungen bei der Feststellung der tatsächlichen Ausführung an realen Bauteilen. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie stark die angestrebten Qualitätsstufen von der tatsächlich erreichten Ausführung abweichen können. Besonders aufschlussreich waren seine Untersuchungen, bei denen er systematisch deutlich schlechtere Schweißnahtqualitäten nachwies als zuvor durch ein externes Prüfinstitut bescheinigt worden waren. Diese Diskrepanz sorgte für spürbares Erstaunen im Publikum und unterstrich die Bedeutung unabhängiger und kritischer Nachprüfungen bei sicherheitsrelevanten Baugruppen.

Martina Hartwig Sachverständige

„CE für Altmaschinen“

Dr.-Ing. Martina Hartwig informierte in ihrem Vortrag sachkundig über die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) im Kontext der Modifikation einer bestehenden Anlage. Im Mittelpunkt stand ein konkreter Praxisfall, bei dem durch technische Veränderungen an der Anlage neue Anforderungen an den Betreiber gestellt wurden. Die zuständige Behörde forderte infolgedessen ein aktualisiertes Konformitätsbewertungsverfahren, da die Änderungen als wesentliche Veränderung im Sinne der BetrSichV eingestuft wurden. Der Beitrag verdeutlichte anschaulich, wie sich technische Anpassungen unmittelbar auf die rechtlichen Verpflichtungen und die sicherheitstechnische Bewertung von Arbeitsmitteln auswirken können.

Joachim Fischer TES Sachverständige

„Wie arbeite ich mit dem Justizpostfach?“

Dipl.-Ing. Joachim Fischer schilderte in seinem Vortrag die praktischen Schwierigkeiten, mit denen Sachverständige bei der elektronischen Kommunikation mit der Justiz konfrontiert sind. Während für Rechtsanwälte die digitale Kommunikation über etablierte Systeme weitgehend reibungslos funktioniert, stellt das vom Wirtschaftsministerium bereitgestellte Justizportal für viele Sachverständige ein erhebliches Hindernis dar. Er zeigte anhand konkreter Beispiele, wie umständlich und wenig benutzerfreundlich das System in der täglichen Anwendung ist – von technischen Zugangshürden bis hin zu fehlender Kompatibilität mit gängiger Fachsoftware. Sein Beitrag machte deutlich, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, um auch Sachverständigen eine zeitgemäße und effiziente Kommunikation mit der Justiz zu ermöglichen.

Martin Will Tes Sachverständige

„Besorgnis der Befangenheit“

Dipl.-Ing. Martin Will berichtete über einen Fall, in dem er im Rahmen eines Rechtsstreits von einer Partei wegen angeblicher „Besorgnis der Befangenheit“ als gerichtlicher Sachverständiger abgelehnt werden sollte. Hintergrund war ein früherer geschäftlicher Kontakt, den die ablehnende Partei als potenziellen Interessenkonflikt wertete. Will erläuterte dem Gericht nachvollziehbar, dass langjährige Sachverständige naturgemäß über ein breites Netzwerk an beruflichen Kontakten verfügen, ohne dass daraus zwangsläufig eine Befangenheit abzuleiten sei. Das Gericht schloss sich dieser Argumentation an und wies den Befangenheitsantrag zurück. Der Fall verdeutlichte, wie wichtig Transparenz und eine sachliche Einordnung beruflicher Beziehungen im gerichtlichen Verfahren sind.

Dass nicht alle geplanten Vorträge gehalten werden konnten, wurde nicht als Nachteil empfunden – im Gegenteil: Die Tiefe des Austauschs wurde als besondere Stärke der Veranstaltung gewertet. Die Teilnehmer waren sich einig, dass der gemeinsame Fokus auf praxisrelevante Herausforderungen und deren Lösungsansätze der Tagung ihren besonderen Wert verlieh.

Neu war in diesem Jahr die verlängerte Nachbesprechung am späten Nachmittag: Mehrere Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, Gespräche zu vertiefen und bereits erste Impulse für die Folgeveranstaltung im Herbst zu sammeln.

Der Blick ist bereits nach vorn gerichtet: Am 13. November 2025 wird die nächste TES-Tagung stattfinden – erneut in Fulda. Die ersten Anmeldungen sind bereits eingegangen, und es deutet sich an, dass der Teilnehmerkreis weiter wachsen wird. Der fachlich fundierte, kollegiale Austausch bleibt dabei das Fundament – und macht die TES-Tagung zu einem Fixpunkt im Kalender vieler technischer Experten.

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Für den Inhalt verantwortlicher Autor:

Frank Flammer

Dipl.-Ing. (TU)
Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für:

 „Analyse von Schadenursachen, Schwingungstechnik und Betriebsfestigkeit an Maschinen und deren Bauteilen“